Industriekultur-Avantgarde in Bad Liebenstein

Das ehemalige „Pfeifen & Holz“-Industrieareal inmitten des Bad-Liebensteiner Ortsteils Schweina in Südthüringen besteht aus acht Industrie-Architekturen verschiedener Bauart, mit reichlich Fläche drumherum und einem zentralen, Campus-ähnlichem Platz. Die größeren sind klassische Mehretagen-Loftgebäude aus dem frühen 20. Jahrhundert, mit massiven Betondecken und reduziertem Fassadenschmuck.

Die Stadt Bad Liebenstein hat sich überzeugen lassen, dass es lohne, das gesamte, gut 10.000 Quadratmeter Nutzfläche umfassende Quartier als zu entwickelnde Einheit zu betrachten. Im Sinne eines multikulturellen Zentrums, das sich öffnet für verschiedene Nutzungen, soll ein Urbanes Quartier entstehen, das Bad Liebenstein als Lebensmittelpunkt attraktiver macht für Einheimische, Zuziehende und Rückkehrer aus den Metropolen. Das Projekt entstand aus  einem vorbildhaften Zusammenwirken privater Initiative und städtischer Verwaltung heraus. Verantwortlich sind Aline Burghardt für den KulturCampus Wartburgkreis e.V. und Stadtplaner Oliver Schröder für die Verwaltung.

Das Areal ist in mehrfacher Hinsicht prädestiniert dafür: es liegt nicht nur mitten im Ort, es bietet durch die Vielfalt der Gebäude auch unterschiedlichsten Nutzungen ein Dach.  Von der Substanz her könnte sich „Pfeifen und Holz“ zu einem Hotspot jungen Lebens entwickeln mit Werkstädten, Ateliers, Galerien, Agenturen, Bildungseinrichtungen, Kitas, Kino oder Theater und – vor allem – eigener Gastronomie. Dass eine kleine Stadt wie Bad Liebenstein sich ein solches Projekt anzugehen traut und in die Vorleistung geht, ist mutig und richtig! Umso mehr, als die Sanierung der Dächer, der Einbau von Sanitär- und Heizungsanlagen und die Ertüchtigung der Fenster bei Gebäuden dieser Dimensionen nicht aus der Portokasse zu finanzieren sind. Selbst wenn Land und Bund solche Projekte tatkräftig unterstützen.

Die Industriekultur des 19. und frühen 20. Jahrhunderts alleine bietet heute noch reichlich die Raumstrukturen, Atmosphäre und Freiheiten, von denen viele Menschen in den überfüllten Städten träumen. Das Projekt kann ein Kristallisationskeim werden für weitere private Initiativen und wird sich daran beweisen müssen. Unter den Thüringer Städten gehen Schweina / Bad Liebenstein voran. 

 

Oliver Schröder, Projektleiter für die Stadt Bad Liebenstein, und Aline Burghardt, Vorsitzendes des KulturCampus Wartburgkreis e.V. und Leiterin der Kunstschule, die demnächst in der „Maßwerkfabrik“ einziehen wird.

2 Kommentare

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Ralph Heppantworten
3. April 2024 um 16:53

Eine super Idee!! Ich bin in Schweina geboren und mein Vater war Abteilungsleiter VEB Pfeifen- und Holzerzeugnisse. Vielleicht entwickelt sich das Ganze wie die Alte Spinnerei in Leipzig.
Gibt es vielleicht mal ein Meeting für Interessierte???

Jan Kobelantworten
3. April 2024 um 17:51
– Als Antwort auf: Ralph Hepp

Sehr geehrter Herr Hepp,
bitte wenden Sie sich an Oliver Schröder, Projektleiter für die Stadt Bad Liebenstein, und Aline Burghardt, Vorsitzendes des KulturCampus Wartburgkreis e.V. und Leiterin der Kunstschule, die dort inzwischen eingezogen ist. Mit freundlichen Grüßen JK

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